Der 13. Dezember ist alljährlich der Gedenktag der heiligen Lucia – einer Heiligen, deren Name wie kaum ein anderer für Hoffnung, Licht und Neubeginn steht. Lucia bedeutet „die Leuchtende“ und leitet sich vom lateinischen Wort lux ab, dem Licht. Sie gilt bis heute als Heilige der Augen, der Sehkraft und des Lichts – und als jene, die in der dunkelsten Zeit des Jahres ein erstes Leuchten bringt.

Lucia von Syrakus – Glaube, Mut und Hingabe

Lucia lebte im 3. Jahrhundert in Syrakus auf Sizilien und war die Tochter eines reichen römischen Bürgers. Als ihre Mutter schwer erkrankte, pilgerte Lucia mit ihr zum Grab der heiligen Agatha in Catania. Dort geschah das Wunder: Die Mutter wurde geheilt. Tief bewegt von diesem Erlebnis beschloss Lucia, ihr Leben Gott zu widmen, als Jungfrau zu leben und ihr gesamtes Vermögen an die Bedürftigen zu verschenken.

Der Überlieferung nach brachte Lucia den verfolgten Christen Nahrung und Hilfe in die Katakomben, wo sie sich vor den römischen Behörden versteckten. Um in der Dunkelheit den Weg zu finden und dennoch die Hände frei zu haben, setzte sie sich einen Kranz mit brennenden Kerzen auf den Kopf. Dieses Bild der jungen Frau, die Licht in die Finsternis trägt, wurde später zu ihrem wichtigsten Symbol und prägt ihre Darstellung bis heute.

Ihr radikaler Entschluss brachte sie jedoch in große Gefahr. Lucia war bereits einem reichen Mann versprochen, der Heide war. Als sie die Verlobung löste, zeigte er sie aus Rache bei den römischen Behörden an und beschuldigte sie, sich offen zum christlichen Glauben zu bekennen – ein Vergehen, das damals mit dem Tod bestraft werden konnte.

Das Martyrium der heiligen Lucia

Der Legende nach drohte man Lucia, sie in ein Bordell zu bringen, wenn sie ihrem Glauben nicht abschwöre. Doch sie blieb standhaft. Selbst als man sie an Ochsen band, ließ sie sich keinen Schritt bewegen – als wäre sie vom Licht selbst getragen.

Man errichtete daraufhin einen Scheiterhaufen, um sie zu verbrennen. Doch auch das Feuer konnte ihr nichts anhaben. Auf dem Scheiterhaufen soll Lucia prophezeit haben, dass ihr Tod die Christen stärken und die Ungläubigen betrüben werde. Um ihre Worte zu unterbinden, stieß ihr schließlich ein Soldat einen Speer in die Kehle.

Eine weitere Legende erzählt, dass Lucia die Augen ausgestochen wurden – oder dass sie sie selbst herausriss, um ihre Schönheit nicht länger zum Anlass der Begierde zu machen. Daher wird sie bis heute als Schutzpatronin der Augen verehrt und oft mit einer Schale dargestellt, auf der ihre Augen liegen.

Das Licht am kürzesten Tag des Jahres

Dass der Gedenktag der heiligen Lucia auf den 13. Dezember fällt, ist kein Zufall. Vor der Einführung des gregorianischen Kalenders galt dieser Tag als der kürzeste des Jahres. Bis heute heißt es in Italien:

„Santa Lucia, il giorno più corto che ci sia.“
(Heilige Lucia, der kürzeste Tag, den es gibt.)

Auch wenn heute der 21. Dezember als kürzester Tag gilt, bleibt Lucia die Lichtbringende, die symbolisch das Wiederkehren der längeren Tage einläutet.

Santa Lucia auf Sizilien – Glaube, Feuer und Prozessionen

Besonders intensiv wird die heilige Lucia in Sizilien verehrt, vor allem in ihrer Heimatstadt Syrakus. Dort beginnen die Feierlichkeiten am Morgen des 13. Dezembers mit 13 Salutschüssen.

Am Nachmittag zieht eine große Prozession durch die Stadt: Die schwere silberne Statue der Heiligen wird von 48 Männern mit grünen Mützen auf den Schultern getragen. Begleitet von den Reliquien führt der Weg von der Kathedrale durch die engen Gassen von Ortigia, dem historischen Herzen der Stadt, bis zur Basilika Santa Lucia, dem Ort ihres Martyriums.

Nach sieben Tagen kehrt die Statue in einer zweiten Prozession feierlich in die Kathedrale zurück. In vielen sizilianischen Orten versammeln sich die Menschen nach der Abendmesse zur „Vampata di Santa Lucia“, einem großen Feuer auf dem Kirchplatz – ein uraltes Symbol für Licht, Reinigung und Gemeinschaft.

Wie Lucia nach Schweden kam – und dort zur Lichtkönigin wurde

Über Handelswege, Missionare und Klöster gelangte die Verehrung der heiligen Lucia im Mittelalter von Italien bis nach Nordeuropa. Besonders in Schweden, wo die Wintertage extrem kurz und dunkel sind, fand die Lichtsymbolik der Heiligen einen fruchtbaren Boden.

Dort wurde Lucia zur Königin des Lichts. Am frühen Morgen des 13. Dezember ziehen junge Mädchen – ganz in Weiß gekleidet – durch Häuser, Schulen und Kirchen. Die Lucia trägt einen Kranz mit brennenden Kerzen auf dem Kopf und ein rotes Band um die Hüfte. Sie wird von Sternenjungen und Sängerinnen begleitet. Gemeinsam singen sie traditionelle Lucialieder, während sie Kaffee, Gebäck und die typischen Lussekatter verteilen – goldgelbe Safranbrötchen, deren Farbe das Licht der Sonne symbolisiert und die untrennbar zum schwedischen Luciafest gehören.

In Schweden ist das Luciafest bis heute eines der wichtigsten kulturellen Ereignisse der Adventszeit. Es steht für Hoffnung, Gemeinschaft und das Versprechen, dass das Licht zurückkehrt, selbst in der tiefsten Dunkelheit.

Eine Heilige, die bis heute leuchtet

So verbindet die heilige Lucia bis heute Sizilien und Schweden, Süden und Norden, Geschichte und Gegenwart. Sie ist Märtyrerin und Lichtträgerin, Heilige und Symbol – und erinnert uns jedes Jahr daran, dass selbst der dunkelste Tag ein Anfang sein kann.

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Ein Artikel von Claudia Meli, 13.12.2025

Bild Syrakus mit Kirche Santa Lucia: © depositphotos.com_Dudlajzov
Bild Mädchen mit Kerzenkranz: © depositphotos.com_contas30
Bild Safranbrötchen/lussekatt in basket: © depositphotos.com_asimojet