Letztes Wochenende war ich in Düsseldorf zum 15. Düsseldorfer Frankreichfest. Ich fahre gerne nach Düsseldorf, denn ich finde es ist eine sehr schöne und elegante Stadt. Das war aber nicht immer so, denn meine erste Fahrt nach Düsseldorf wurde zu einer reinen Irrfahrt. Schon in sehr jungen Jahren hörte ich oft Witze und Bemerkungen von den Kölnern gegen die Düsseldorfer und umgekehrt. Ich habe aber diese Bemerkungen nur als Spaß zwischen zwei benachbarten Städten verstanden, wie es dies des öfteren zwischen Städten der ganzen Welt gibt. Dass mehr hinter dieser Rivalität steckt, wurde mir bei meinem ersten Besuch in Düsseldorf schmerzlich bewusst. Ich hatte mich in Düsseldorf beworben und war zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen worden. Zu der Zeit gab es noch keine Navigationsgeräte und ich musste mich mit einem Stadtplan und der Hilfe der Stadtbewohner zurechtfinden. Schnell wurde mir bewusst, dass ich den Wegbeschreibungen der Düsseldorfer nicht trauen konnte. Wenn ich jemanden ansprach, fiel der Blick immer zuerst auf mein Kennzeichen. Dann wurden mir die verschiedensten Wegbeschreibungen gegeben, die in alle Richtungen führten, nur nicht dahin, wo ich hin wollte. Außerdem schien es mir so, als wolle mich auch die Stadt rausschmeißen. Immer wenn ich ganz in der Nähe meines Zieles war, wurde ich auf eine Autobahnbrücke geleitet, die geradewegs nach Köln führte. Ich bin damals stundenlang durch die Stadt geirrt, bis ich am Ende verzweifelt und bereits verspätet beschloss, einen Taxifahrer zu bezahlen, der mit seinem Auto vor mir her fuhr und mich dann schließlich an mein Ziel brachte.

Aber woher kommt diese Rivalität?

Viele Jahre habe ich dann versucht zu erfahren, warum die Kölner die Düsseldorfer nicht mögen und umgekehrt. In Köln bekam ich immer als Antwort: „Sowas fragt man nicht, es ist halt so und basta!“. In Düsseldorf wurde es auf elegante Weise verschwiegen: „Rivalität? Feindschaft? Nein, das war vielleicht früher mal! Das ist aber lang her!“ Bis ich dann bei einem geführten Rundgang durch die Düsseldorfer Altstadt auf die Gründe dieser Rivalität gekommen bin.

 

Ursprung

Angenommen wird, dass die Fehde zwischen Köln und Düsseldorf mit der Schlacht von Worringen angefangen hat, die wegen eines Erbstreits zwischen dem Erzbischof von Köln und dem Grafen von Berg entstanden war. In dieser Schlacht sollen Kölner und Düsseldorfer gegeneinander gekämpft haben. Die Düsseldorfer sollen den Kölnern übel genommen haben, dass Väter und Söhne ihre Familien verlassen mussten und ihre Wiederkehr ungewiss war. In Wirklichkeit aber sollen Düsseldorfer und Kölner zusammen gegen den Erzbischof und seine Anhänger gekämpft haben, ihr Sieg brachte somit die Freiheit Kölns. Es ist jedoch nicht mehr nachvollziehbar, ob je ein Bewohner der Stadt an der Düssel an der Schlacht teilgenommen hat, da in Berichten nur von bergischen Bauern die Rede ist.

Da die Gründe der Fehde nicht wie angenommen in der Geschichte fest verankert sind, bleibt dann nur Neid und Missgunst übrig, dies begann mit dem Bau der Stadt Düsseldorf selbst. Wie der Name der Stadt schon sagt, sollte Düsseldorf ein Dorf an der Düssel werden. Doch die Stadt ist am Ende doch größer als geplant geworden, bis sie nur wenige Monate nach der Schlacht von Worringen vom Grafen von Berg Stadtrechte erhielt. Köln war darüber nicht so glücklich.

 

Köln Handelsmetropole

Hinzu kam, dass das mittelalterliche Köln eine sehr wichtige Stadt war und das Privileg des Stapelrechts bekommen hatte. Somit mussten alle Waren, ganz besonders wenn sie über den Rhein transportiert wurden, in Köln zwangsweise abgeladen, gestapelt und angeboten werden. Die Durchfahrt der Schiffe wurde durch ein Gitter im Rhein verhindert. Die Kölner hatten auf die gestapelten Waren ein dreitägiges Umschlags- und Erstzugriffsrecht. Die Düsseldorfer waren davon nicht so begeistert, weil sie die Ware mit Aufschlag auf den Kölner Märkten kaufen mussten und nach Düsseldorf nur Reste und ausgemusterte Waren gelangten.

 

Düsseldorf Hauptstadt der Rheinprovinz und Landeshauptstadt von NRW

Was aber den Kölnern wirklich zu schaffen machte, war, dass die Briten Düsseldorf zur Landeshauptstadt von Nordrhein Westfalen gewählt haben. Schon seit der Preußenzeit beobachteten sie verärgert, dass Düsseldorf zur Hauptstadt der Rheinprovinz erklärt wurde, die Wahl zur Landeshauptstadt brachte die Gemüter zusätzlich zum Kochen.

 

Karneval

Das Fass zum Überlaufen brachte aber der Karneval. Am Anfang feierten die Städte eher nebeneinander statt miteinander oder gegeneinander. In Köln war der Karneval eine Ausdrucksmöglichkeit des selbstbewussten Bürgers, in Düsseldorf war es eine höfische Angelegenheit. Die Form des Festes war somit in jeder der beiden Städte anders. Als dann der bürgerliche Karneval entstand, wurde Köln Vorreiter und Vorbild für viele Städte im Rheinland, auch für Düsseldorf. Aber Düsseldorf musste feststellen, dass „viele Fremde, die sonst gerne nach Düsseldorf kämen, an Karneval lieber nach Köln reisten“ (Zitat aus Neue Düsseldorfer Zeitung von 1825). So beschloss man auch in Düsseldorf einen Umzug und einen Ball am Rosenmontag zu veranstalten. Düsseldorf entwickelte sich so zu einem Rivalen für Köln und wurde von da an mit Misstrauen betrachtet. Quelle

 

Bier

Auch beim Thema Bier streiten sich die beiden Städte. In Köln trinkt man Kölsch, ein helles Bier, das man in besonderen schmalen Gläsern serviert, die von den Düsseldorfern gerne als „Reagenzgläser“ verspottet werden. In Düsseldorf trinkt man Alt-Bier, ein dunkleres, malzigeres Bier, aber die Gläser in denen es serviert wird sind nicht viel größer als die der Kölner.

 

Und wie sieht diese Rivalität im täglichen Leben aus?

Hier ein Beispiel:

Während zwei Jungs auf einer Wiese nahe dem Geißbockheim in Köln Fußball spielen, wird der eine plötzlich von einem Rottweiler angegriffen und ins Bein gebissen.
Der andere Junge nimmt sofort einen Stock, steckt ihn in das Halsband des Hundes, und während er den Stock dreht, bricht er der Bestie das Genick, welche darauf das Bein endlich los lässt.

Ein Journalist, der das Geschehen gerade verfolgt hat, rennt sofort zu dem Jungen, um ein paar Bilder zu machen und ihn zu interviewen und schreibt sogleich in sein Notebook: „Äffzeh-Fähn rettet durch Heldentat singe Fründ, dä von ner wilden Bestije anjejriffe wood!“
Der Junge: „Aber ich bin doch gar kein FC-Fan!“
Der Journalist korrigiert seine Eingabe: „Ne kölsche Jung rettet singe Fründ noh Hunksbess!“
Der Junge: „Aber ich komme doch gar nicht aus Köln!“
Der Journalist: „Un von wo bess’te dann her….??“
Der Junge: „Ich komme aus Düsseldorf und bin Fortuna-Fan!!“
Der Journalist notiert: „Widderlije Rotzblag us Düsseldorf erwürch hilflosen Welpen!!!“

 

Bildquellen
Titelbild: Berliner und Faschingsdekoration vor hellem Hintergrund © v.poth – fotolia.com

Quellen der Inhalte: derberater.de, Bürgervereins Dellbrück, Webseide des Rundschau-online,